Sonntag, 30. November 2014

Dezember

...schwups, da war es Dezember. Ist das nicht unglaublich?

Wisst ihr, was wieder im Fernsehen läuft? Mein Lieblingsspot von "Kinder". Was wäre Weihnachten ohne Kinder? Ich fand ihn letztes Jahr schon unmöglich und auch dieses Jahr hasse ich ihn. Vielleicht kann sich der eine oder andere noch erinnern, dass ich sogar Ferrero angeschrieben habe, weil er mich getroffen hat, dieser blöde Spot.

Dieses Jahr trifft er mich auf eine andere Art. Letztes Jahr war für mich ein schlimmes Jahr in Sachen Kinderwunsch. Keine Behandlung hatte Erfolg gebracht. Ständig blieben meine Eierstöcke leer oder spuckten das eine oder andere Ei zu früh heraus. Es war wie verhext und dann flötete mich so eine Stimme im Fernsehen an "Was wäre Weihnachten ohne Kinder?". Ja was wohl?

Ich mache Weihnachten nicht von der Zahl der Kinder abhängig. Ich habe durchaus Spaß daran, einen Baum zu haben, Kerzen anzuzünden und anderen eine Freude zu bereiten. Das hat nichts damit zu tun, ob ich nun Kinder habe oder nicht. Doch was stört mich jetzt dieses Jahr an dem Spot? Dieses Jahr bin ich doch schwanger und das Christkind scheint mich erhört zu haben.

Ich stelle einfach fest, dass man, sobald man schwanger ist, automatisch auf einen Podest gehoben wird. Man wird plötzlich zu etwas besonderem. Ob man das möchte oder nicht. Ich möchte gar nicht näher auf Details hinweisen, aber es zieht sich durch alle Bereiche des Lebens. Berufsrecht, Alltag, der Umgang mit Fremden. Jeder ist plötzlich freundlich und rücksichtsvoll. Warum sind die Menschen nicht jedem gegenüber so? Warum erst, wenn jemand eine Kugel herumträgt?

Keine Frage, ich freue mich schon darüber, dass man mit mir nett umgeht. Ich frage mich nur manchmal, wie die Menschen mir begegnen würden, wäre ich nicht schwanger. Hätte die Frau beim Einkaufen mir auch die Tür aufgehalten? Oder (was ja echt peinlich war...) hätte die Verkäuferin mir die Stiefel auch noch geschnürt, nachdem ich eine Hose habe platzen lassen in der Umkleidekabine, wenn ich einfach nur dick wäre und eben nicht schwanger?

Schon seltsam, wie unsere Gesellschaft so tickt. In diesem Sinne...seid nett zu ALLEN Mitmenschen, ob nun schwanger oder nicht.

Schönen ersten Advent
Eure Hanni

Sonntag, 23. November 2014

Na...wie geht´s denn so?


Prima, kann ich da nur sagen. Ich verändere mich. Innerlich als auch äußerlich. Wie man mir das anmerkt? Also sehen tut man es wohl in erster Linie an der Körpermitte. Denn oben herum und unten herum behaupte ich, sehe ich noch gleich aus. Nur mittig bin ich nach vorne gewachsen.

Die 30. Schwangerschaftswoche hat begonnen. Mein Bauchumfang beträgt momentan 119 cm und ich habe ca. 14 kg zugenommen. Ich kann meine Füße nicht mehr sehen. Was beim Treppensteigen wirklich seltsam ist. Von hinten betrachtet wurde mir versichert, sehe ich aus wie immer. Also mit den üblichen Würsten auf der Hüfte. Erst beim Umdrehen erscheint die volle Pracht. Ich finde es toll. Ihr solltet mich mal sehen, wenn ich meine Stiefel anziehe. Nicht wirklich ladylike. Und wenn ich vom Sofa krabble, bewege ich mich wie ein Käfer, der auf dem Rücken liegt. Jedesmal ein Augenschmaus. Das schönste Kompliment kam allerdings gestern Abend ganz unerwartet. "Schwanger sein steht mir, auch im Gesicht." Ich sehe so schön entspannt aus. Schön, oder?

Der Rest vom Körper macht auch eine Veränderung mit, die Fremde nicht unbedingt sehen. Meine Waden sind wohl dicker geworden. Ich dachte immer, dass die nur abends dick sind wegen Wasseransammlung und so. Aber scheinbar sind sie das auch den Rest vom Tag, denn ich bekomme meine Lieblingsstiefel nicht mehr zu. Zum Glück habe ich noch ein Paar zum Schnüren, die kann man weiter machen. Und meine Br*stwarzen sehen inzwischen aus wie Zielscheiben. Die kann beim besten Willen kein Baby verfehlen. Achja...Dehnungsstreifen habe ich noch keine.

Beim letzten Arztbesuch waren Hanni und Manni bereits beide über der 1 kg-Grenze. Juhu. Beide entwickeln sich in gleichem Tempo und liegen mir quer im Bauch. Langsam wird es nach rechts und links eng, und es wird Zeit, dass sie sich mal eine andere Position suchen sollten.

Was passiert sonst so mit mir? Wenn ich aufstehe, also immer wenn ich aufstehe...aus dem Bett, vom Stuhl, vom Sofa... muss ich sofort Pipi. Und ich meine tatsächlich sofort! Ich watschle wie eine Ente und schnaufe wie ein Pferd. Ich bin also ein hübsches KäferEntenPferd mit zwei Zielscheiben, welches häufig auf Toiletten anzutreffen ist.

In mir geht ganz langsam auch etwas vor sich. Ich merke das Muttertier, das langsam zum Vorschein kommt. Wenn es eng wird, lege ich automatisch meine schützenden Hände auf den Bauch. Ich spreche mit meinen Königskindern. Die Vorstellung, Mama zu sein, wirkt nicht mehr abstrakt. Ich glaube ganz fest daran, dass alles gut geht und vertraue darauf, dass meine Kinder das richtige tun werden, wenn es Richtung Zielgerade geht. Ich werde ganz ruhig und glücklich, wenn ich mich so sehe mit den zwei kleinen Raupen im Arm. Angst und Ungewissheit sind ganz weit weg. Was kommt, das kommt und wird richtig sein. Vielleicht ist es das, was gestern Abend in meinem Gesicht zu sehen war.

Liebe Grüße
Eure Hanni

Sonntag, 16. November 2014

Tick..Tack...Tick...Tack

Puh, diese Woche hatte ich mal eine kleine Panikattacke. Plötzlich hörte ich die Uhr ganz laut ticken...

Das übliche "Oh-mein-Gott-Weihnachten-kommt-bald"- Gefühl gepaart mit "Oh-mein-Gott-Mutterschutz-beginnt-bald" - Panik. Ich sollte im Geschäft noch die eine oder andere Bilanz erstellen, meine Übergabe irgendwie vorbereiten, Kinderzimmer ist immer noch Baustelle, für Weihnachtsgeschenke habe ich ja eh nie Zeit, eigentlich wollte ich endlich mal backen und achja....mich schonen und entspannen.

Jahresende ist beruflich bedingt immer Hochsaison, das ist nichts Neues. Neu dabei ist allerdings der Gedanke, dass ich nichts auf nächstes Jahr schieben kann, sondern dieses Jahr tatsächlich mit allem fertig sein sollte. Und manche Bilanzen sind halt nunmal nicht huschhusch aufgestellt.

Dann nimmt man sich ja immer vor, seinen Lieben etwas besonderes zu schenken. Aaahhhh... dass Weihnachten aber auch immer mit der Offenlegungsfrist für Kapitalgesellschaften auf Jahresende kollidiert, macht es weiß Gott nicht entspannter.

Naja...und ich liebe Weihnachtsplätzchen. Nur zum Backen komme ich nie. Besonders die Marmeladigen, und genau von denen macht meine Mama immer so wenig.

Und das Kinderzimmer? Ist noch nicht mal komplett leer. Also kann man nicht streichen...ergo kann man keinen Schrank aufstellen (den ich noch nicht mal habe)...ergo kann man die Kinderklamotten nicht waschen und sortieren...weil? Weil der Schrank fehlt, um die Klamotten reinzulegen. Da beißt sich doch der Hund in Schwanz.

Es ist alles machbar und nüchtern betrachtet nicht schlimm. Nur gab es da eben letzte Woche diesen einen Abend wo mir dieses dumme Tick...Tack... echt zu schaffen gemacht hat. Aber ich wäre nicht Hanni, wenn ich das nicht mit der nötigen Ruhe gebacken kriegen könnte.

Also hab ich mich einen Abend lang geärgert und beschlossen: Was soll´s? Bei der Arbeit ist es jedes Jahr der gleiche Käse und es klappt trotzdem immer irgendwie. Zum Thema Weihnachtsgeschenke gibt es inzwischen einen Plan, der machbar ist und nebenbei bemerkt ganz schnuckige Geschenke hervorbringt. Plätzchen? Machen dick! Und Kinderzimmer? Da ist mein Mann bereits dabei und außerdem muss ich ja noch irgendetwas tun können, wenn ich im Mutterschutz bin. Mein Mann hat da halt einfach die Ruhe weg. Und genießen? Das mache ich durchgehend wenn ich gedankenverloren über meinen Bauch streichle und mit einem Tritt...pardon zwei Tritten...belohnt werde.

Bis dahin
Eure Hanni
...entspannt mit gelegentlichen leichten panischen Anflügen


  

Samstag, 8. November 2014

Eine von den andern


Irgendwie war ich schon immer eine von den anderen. Erst war ich eine ohne Kinder unter lauter Mamis und nun bin ich eine Schwangere unter ungewollt Unschwangeren. Und in beiden Rollen ist es schwer, seinen Platz zu finden.

Früher, ganz viel früher, da war es einfach. Alle waren ohne Kind, ständig auf Achse, ungebunden und frei. Dann kam die Zeit, in der andere Kinder bekamen und ich mir noch gar nicht vorstellen konnte, irgendwann einmal diese Rolle zu bekleiden. Das war auch noch einfach. Doch irgendwann begann es kompliziert zu werden.

Mein eigener Kinderwunsch stellte sich ein. Erst ganz zart. Mein Motto war immer "Was kommt, das kommt...und was nicht kommt, kommt halt nicht". Damit konnte ich ganz gut leben. Denn schließlich bin ich niemals davon ausgegangen, irgendwelche Probleme zu bekommen. Das ging ein paar Jahre ganz gut. Doch die Anzahl der Mamis im Verhältnis zu den Nichtmamis um mich herum stieg enorm. Mein Kinderwunsch wuchs mit meinen Lebenjahren immer weiter an. Doch blieb ich Zaungast beim Mamiland. Ich wurde eine von den anderen.

Wie man sich dabei fühlt, ist schwer zu beschreiben. Und es ist ja auch von der Situation abhängig. Bei guten Freunden konnte ich mich stets mitfreuen und war niemals...wirklich niemals...neidisch. Ich habe mich über alle wachsenden Bäuche gefreut und auch später die kleinen Wesen bestaunt ohne im Hinterkopf zu haben "Warum die und nicht ich". So ein Typ bin ich wohl nicht. ABER, was ich ganz schlimm fand, war Ausgrenzung. Es tat unheimlich weh, wenn jemand sagte, "Du hast ja keine Ahnung, wie das ist", oder wenn jemand sagte, "Das kannst du nicht nachvollziehen". Klar konnte ich das nicht nachvollziehen und hatte keine Ahnung. Aber muss man, um Anteil zu nehmen, immer schon einmal alles erlebt haben? Kann man nicht trotzdem MITfühlen wenn z.B. eine angehende Mama erzählt, sie habe Angst um Kind oder Partner?  Tut es nicht manchmal sogar gut, eine "unparteiische" Meinung zu hören? Scheinbar nicht, denn oft tragen die Bewohner des Mamilandes allzugerne Scheuklappen und akzeptieren Zaungastmeinungen nicht wirklich...oder lächeln gar nur müde über einen, denn man hat ja überhaupt keine Ahnung.

So blieb ich viele Jahre Zaungast. Regte mich über Filme auf, in denen Frauen nach einer Affaire ungewollt schwanger wurden oder las in der Zeitung von Kindesmisshandlungen. Sah in der Fussgängerzone HartzVI-Mamis rauchend den Kinderwagen schieben oder regte mich über Schwangere auf, die über Kleinigkeiten jammerten weil sie z.B. nicht mehr joggen gehen konnten. Trotz all dem freute ich mich, wenn gute Freunde schwanger wurden und war froh, daran etwas teilnehmen zu dürfen.

Irgendwann trat ich vom Zaun zurück und fragte mich, was das alles soll. Warum gibt es immer die und die? Es gibt doch in allen Bereichen solche und solche... Schwanger oder nicht schwanger...Mutter oder nicht Mutter...krank oder gesund...reich oder arm...Männlein oder Weiblein... Yin und Yang...und irgendwo dazwischen gibt es mich. Mit Standardkategorien hatte ich schon immer meine Probleme, denn es gibt nicht nur schwarz und weiß, dazwischen ist unheimlich viel grau.

Ich entfernte mich immer weiter vom Zaun, bis ich schließlich bereit war, mich auf ein Leben ohne Kind einzulassen. Ich sage jetzt nicht, dass ich ein Leben ohne Kind gelebt habe. Nein, davon war ich weit entfernt. Doch wollte ich den Gedanken zulassen. Mein letzter Wunsch auf dem Kinderwunschweg war es, nur noch einmal einen Transfer zu schaffen. Nur noch einmal mich auf alles voll und ganz einzulassen. Auch wenn um mich herum alle schon abgewunken haben, ICH brauchte diesen Transfer. Mir war bewusst, dass sich damit von nun an mein Leben ändern würde. Die Richtung kannte ich noch nicht, aber ich wusste, dass sich etwas bewegt. Ich war bereit in beide Richtungen zu laufen. Als mir nach dem Transfer diese Vorstellung so real wurde, habe ich hemmungslos weinen müssen.

So...und nun? Nun bin ich wieder eine von den anderen und bin genauso unsicher wie damals. Jetzt habe ich die Grenze passiert und sehe liebe Menschen über den Zaun blicken. Menschen, die jetzt "nur" Zaungast sind. Ich sehe, wie sie leiden und kann nichts tun. Ich freue mich für mich selbst, dass der Schlagbaum für mich aufgegangen ist. Aber es tut mir im Herzen weh, auf liebe Menschen zurückzublicken, die an der Grenze stehen bleiben. Was kann ich denn jetzt machen? Ich rede über Themen, die Nichtmamis nicht nachfühlen können. Ich spüre Hanni und Manni täglich in mir und weiß, dass sie das nicht nachvollziehen können.

Aber ich werde nicht den Fehler begehen, euch auszuschliessen. Ihr gehört genauso inzwischen zu meinem Leben, wie nun eben auch das Thema Schwangerschaft. Ich werde versuchen, euch teilhaben zu lassen. Ich werde versuchen, euch mitfühlen zu lassen, so gut es geht, wenn ihr das wollt. Ich werde weiterhin über meine Schwangerschaft bloggen. Ich werde auf eure Meinung zählen, auch wenn ihr nicht unmittelbar betroffen seid. Ich werde versuchen, die Zeichen zu deuten und wenn es zuviel für euch wird, einfach wertungsfrei meine Klappe halten. Das Leben hat mehr zu bieten als nur Kinder, Kinderwunsch und Schwangerschaft. Es gibt auch noch sonst viele Dinge, die einen verbinden können.

Liebe Grüße
Eure inzwischen ganz schön dicke Hanni