Sonntag, 26. Oktober 2014

Zwei Jahre ist es nun schon her...

... dass der kleine Floh gegangen ist. Irgendwann diese Woche habe ich auf den Kalender gesehen und plötzlich ist es mir ganz heiß geworden. Genau vor zwei Jahren an diesem Tag habe ich erfahren, dass sein kleines Herzchen niemals schlagen wird.

Es ist so viel passiert in der Zwischenzeit. Man sagt, die Zeit heilt die Wunden, doch Narben bleiben. Manche Momente im Leben  und die Empfindungen dabei haben sich einfach festgebrannt. Vom großen Bruder mit dem Motorrad von der Schule abgeholt zu werden oder das erste Mal Salzwasser auf der Haut, unsere Hochzeit und der fette Streit kurz davor, der erste positive Schwangerschaftstest in meinem Leben... alles abrufbar gespeichert auf der Festplatte meines Lebens.

Doch dann stolpert man plötzlich wieder über eine Narbe auf der Seele. Wenn ich heute auf mein Leben zurückblicke, scheinen im ersten Moment nur die schönen Dinge im Leben parat zu sein. Macht das Unterbewusstsein so etwas eigentlich von selbst, oder wird das irgendwie gesteuert? In den schwarzen Momenten meines Leben dachte ich nicht an Salzwasser und Hochzeit. Nein, da erinnerte ich mich nur an Leid und Schrecken. Nichts ging mehr...Das Leben war vorbei. Und damals vor zwei Jahren wollte ich sterben. Nichts hat mir das Leben wirklich lebenswert erscheinen lassen. Alles war nur ein tiefes schwarzes Loch.

Doch alles hat seine Zeit. Es gibt die Zeit des Trauerns und es gibt die Zeit der Freude. Das zieht sich durch das ganze Leben. Mal verliert man einen geliebten Menschen oder einen tierischen Begleiter und mal findet man einen Seelenverwandten. Mal glaubt man sich selbst zu verlieren und findet sich schließlich auf andere Weise selbst wieder. Verrückt? Nein... das ist das Leben. Es macht uns mit allen Ereignissen zu dem, was wir sind.

Ich glaube, dass es gerade diese Narben auf der Seele sind, die uns dazu bringen, sich selbst zu überdenken und vielleicht auch mal Antrieb sind, über sich selbst herauszuwachsen und neue Kraft zu finden. Würden wir an einem Ort leben, wo einem gebratene Tauben in den Mund fliegen und die Bäche aus Milch und Honig sind, wären wir arme Menschen und ziemlich schnell gelangweilt vom dortigen Nahrungsangebot. Ich will jetzt nicht sagen, dass man Leid erfahren MUSS, aber wenn es denn mal kommt... und das ist gewiss der Fall... dann braucht man davor keine Angst zu haben.

Ich möchte die Zeit nicht zurückdrehen. Nein...bestimmt nicht. Ich möchte damit nur sagen, dass auch schwarze Löcher irgendwann nicht mehr so schwarz sind und Narben irgendwann auch verblassen. Mein Floh hat seinen Platz in meinem Herzen gefunden.

Eure Hanni

Sonntag, 19. Oktober 2014

Da bin ich wieder...

.. und mir geht's besser.

Ganz wichtig für eine Beziehung ist: Miteinander reden! Und nicht etwas in den Partner hinein interpretieren.

Natürlich würde mein Mann uns niemals im Stich lassen. Ich glaube, es ist einfach die Angst, die da in mir schlummert, meine Selbständigkeit aufzugeben. Klar war mir immer bewusst, dass ich es anders nicht wollen würde. Aber so richtig greifbar war es ja nie. Doch nun rückt es immer näher. Ich werde nun erstmal Hausfrau. Habe künftig unendlich viel Zeit, probiere nur noch neue Rezepte mit meinem Thermomix aus, gehe täglich mit meinen Hausfrau-Freundinnen zum Kaffeeklatsch, verprasse das Geld meines Mannes und erziehe nebenbei zwei Kinder. Ist für mich eine ganz neue Erfahrung. Nein quatsch... trotzdem ist es seltsam, wenn man seit über 20 Jahren finanziell auf eigenen Beinen stand...

Aber auch daran werde ich mich gewöhnen. Ich bin nunmal etwas träge, was Veränderungen angeht. Daher ist es gut, dass ich so langsam in meine neue Rolle reinwachsen kann. Ich freu mich drauf und wir werden das alles meistern. Wir! Mein Mann als Papa...ich als Mama... und die Kinder als äähh Kinder. Kurz gesagt, wir als Familie. Auch ein schöner Gedanke: Wir werden Familie. Genial, oder?

Was mein Bauchaua angeht, ist alles in Ordnung. Vermutlich hat Manni einfach nur nach unten ausgetreten. Mein Arzt ist mit meiner Schwangerschaft hochzufrieden. Alles ist gut. Kein Druck auf dem Muttermund, alles fest verschlossen. Nur etwas Eiweiß im Pipi und dicke Füße. Letzteres hat mich jetzt zwei Tage beschäftigt. Irgendwie wollten meine Knöchel nicht mehr zum Vorschein treten. Aber... wie soll es auch anders sein... Schonung hilft. Ja, die Hummeln-im-Popo-Hanni lag oft auf dem Sofa und hatte die Füße hochgelegt. Und welch Wunder, heute morgen hatte ich meine Knöchel wieder.

Meine zwei Königskinder sind inzwischen jeweils 500 gr "schwer" und zappeln munter in meinem Bauch herum. Das kann man sogar manchmal schon von außen spüren. Mami bringt inzwischen 12 !!!! Kilo mehr auf die Waage. Mein Bauch hat einen Umfang von 112 cm erreicht. Ich habe also meinen Mann schon überholt. Der Rest von mir sieht aber noch aus wie immer. Nur mittig ist es etwas mehr. Ansonsten gibt es nicht viel Neues. Und wie geht es Euch so?

Liebe Grüße
Eure Hanni

Dienstag, 14. Oktober 2014

Was ist nur los mit mir?


Sind das tatsächlich nur die Hormone oder was ist los? Seit Tagen schwelt so eine Angst in mir. Schwer in Worte zu fassen.

"Packe ich das?" und vor allem "Packt mein Mann das?". Ich brauche meinen Mann an meiner Seite. Ist es jetzt zu hart, wenn ich sage "Ich verlange von meinem Mann, dass er den Versorger spielt"?Ich habe total die Panik, dass er in seinem ganzen Stress alles hinwirft. Überfordere ich ihn? Ich gebe meinen Job auf, dabei bin ich diejenige von uns, die immer gerne arbeiten geht. Ich bin diejenige, die schwer aus der Ruhe zu bringen ist. Er ist da eher das Gegenteil. Ich komme mir so schlecht vor, aber ich brauche die Sicherheit. Die Sicherheit, dass er für uns aufkommen kann. Das war für mich eigentlich immer ganz klar definiert. Doch jetzt ist er wieder an einem Punkt angelangt, an dem ihn der Stress auffrisst. Und ich bringe kein Verständnis dafür auf. Bin ich jetzt eine schlechte Frau für ihn? Meiner Meinung nach, hat er ein durchaus schlechtes Stressmanagement. Doch wenn ich versuche, Tipps zu geben, blockt er ab. Er spricht nicht wirklich mit mir, weil ich...vielleicht sind´s doch die Hormone... laufend heulen muss bei solchen Gesprächen. Er sagt ständig "Mach dir keine Sorgen".. mach ich aber trotzdem. Schließlich hängt hier auch meine Zukunft dran.

Es ist so, dass ich gewöhnt bin, mein eigenes Geld zu verdienen. Und mein Zahltag war immer ordentlich. Ich weiß gar nicht, warum ich so Angst davor habe. Es gibt schließlich Elterngeld. Vielleicht ist es auch so, dass ich einfach stolz auf meinen Mann sein will. Und Schwäche ist ja bekanntlich für mich schwer zu akzeptieren. Es tut mir einerseits weh, wenn ich sehe, wie er leidet. Anderseits komme ich nicht umhin zu denken, dass er ist schlichtweg faul ist. Zu faul, die Dinge anzupacken. Nein...er schwimmt lieber in seinem Selbstmitleid vor sich hin und das macht mich rasend.

Dazu kommt, dass ich seit Sonntag Schmerzen im Unterleib habe. Entweder ein Wachstumsschub oder...? Ich bemühe mich auch hier, nicht zu viel rein zu interpretieren. Aber ich liege nachts wach und weiß nicht, wie ich liegen soll. Entweder habe ich Herzrasen, Hüftschmerzen oder so ein starkes Stechen. Wenn man hierzu im Internet nachliest, verliert man ja schon beim Lesen seine Kinder. Alles gleich megadramatisch. Ist es aber bestimmt nicht. Ich habe morgen sowieso Termin beim Arzt, da wird hoffentlich Entwarnung gegeben.

Es ist jedenfalls grad alles schwer. Vor allem, weil mein Kopf es mir schwer macht. Ich weiß, dass viele solche Zukunftsängste hatten, irgendwann mal in ihrer Schwangerschaft. Mich trifft das gerade nur so plötzlich und unvorbereitet. Ich habe in Wirklichkeit gar keinen Grund zu klagen. Ich merke Hanni und Manni zappeln. Das sollte mich doch eigentlich beruhigen.

...Vielleicht sind´s doch nur die Hormone?

Eure Hanni

Montag, 6. Oktober 2014

Die erste der sieben Todsünden


Eitelkeit...

Achherrje, bin ich nicht dumm? Mir geht es so gut, dass ich mich fast schon wieder schlecht fühle. Meine Schwangerschaft verläuft bilderbuchmässig. Niemals hätte ich gedacht, dass ich so problemlos da durchmarschieren würde. Aber darf ich mir anmaßen, dies auch in vollen Zügen zu genießen?

Ich denke schon, dass ich es genießen darf. Wie es jede Frau genießen darf. Doch hinten im Kopf flüstert ganz leise eine Stimme: "Hanni, werde nicht eitel." Es kann von heute auf morgen mit der Leichtigkeit vorbei sein. Ich wünsche mir das nicht. Nein...auf keinen Fall. Ich sehe es als riesen Geschenk an. Ich bin unendlich dankbar dafür. Trotzdem traue ich mich manchmal nicht, diesen Genuss zuzulassen.

Ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich am hellichten Tag einfach so mal meine Füsse hochlege. Ich habe das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen, wenn ich eine halbe Stunde in der Sonne liege. Abgesehen davon gönne ich mir sowieso recht wenig Zeit für solch einen Luxus. Zu sehr hänge ich noch in meiner Arbeit. Aber warum bin ich so blöd? Warum entscheide ich mich in der Regel für den Schreibtisch und nicht fürs Sofa, wenn die Zeit dafür wäre?

Meine Kugel ist so hübsch. Am Samstag bin ich sogar beim Bäcker darauf angesprochen worden...von einer wildfremden Frau. Warum war mir das dann peinlich? Warum kann ich nicht uneingeschränkt stolz sein? Ich verstecke meinen Bauch nicht...ich zeige ihn. Und dann werde ich rot, wenn mich jemand darauf anspricht.

Vermutlich bräuchte ich mal einen Tritt in den Po. Ich weiß nicht, warum diese leise Stimme da hinten in meinem Kopf so blödes Zeug flüstert. Ich bin nicht für die vielen verlorenen Kinder dieser Welt verantwortlich. Mein Floh sitzt ja auch da oben. Hier kommt wohl wieder die kleine Hanni in mir zum Vorschein, die ich schon in der Pupertät nicht mochte. Die, die nie viel Selbstvertrauen hatte. Die, die ständig rot wurde. Dieses kleine Biest muss ich schleunigst wieder loswerden.

Liebe Grüße
Eure verwirrte Hanni