Ich habe vor
kurzem bei Trinchen´s Blog einen Beitrag zum Thema Neid kommentiert. Seit ein
paar Tagen mache ich mir hierüber Gedanken. Verspüre ich Neid wenn ich einem
Babybauch begegne? Ich habe die Tage genauer drauf geachtet. Vielleicht hat die
Fremde vorhin beim Einkaufen gedacht, ich bin nicht ganz knusper, weil ich auf
ihren Bauch gestarrt habe. Aber ich wollte bewusst wissen, was in mir vorgeht,
wenn ich so einen schönen dicken Bauch sehe. Und was soll ich sagen...es ist
nichts passiert. Ich bin weder in Tränen ausgebrochen noch habe ich die Frau
hassen können.
Aber dann ist mir folgende Geschichte eingefallen:
Vor ein paar
Monaten war ich auf einem Geburtstag. Unter den Gästen war ein Mädel, das ich
nicht kannte. Nach ca. 15 Minuten hatte ich fast deren komplette Lebensgeschichte
abbekommen..hach wie glücklich sie doch ist...hach wie toll ihr Mann ja ist…und
erst das Kind…und hach dann machen wir noch ein zweites Kind… und hach und
hach... Übrigens alles ohne Luft zu holen. Ok, sie hätte mir auch ein Messer
zwischen die Rippen stechen können, ich weiß nicht, was mir lieber gewesen
wäre. Ich hatte kurz zuvor mal wieder einen vorzeitigen Eisprung und somit eine
abgebrochene ICSI erlebt. Konnte sie ja nicht wissen. Beim Heimfahren habe ich
Rotz und Wasser geheult (und meine liebe Fahrerin hat alles abgekommen und hatte
nicht mal Tempos im Auto tztztz).
War das Neid? Nein…das war Wut! Wut auf mich
selbst. Wut auf meinen Körper und auf meine blöden Eierstöcke. Damit habe ich
mehr zu kämpfen als mit Neid.
Warum sollte ich auf andere neidisch sein. Man
sieht nie hinter die Kulissen. Es gibt sogar Menschen, die auf MICH neidisch
sind. Ja, man glaubt es kaum. Da höre ich „Die Hanni, die kann sich das
leisten, die hat ja auch keine Kinder“ oder „Sei froh, dass du keine Kinder
hast…die machen nur Ärger“. Manche sehen nur das tolle Auto oder den tollen
Fernseher. Muss ich mich jetzt dafür entschuldigen? Ich habe nun mal meist eine
50 Stunden-Woche und sitze am Sonntagmorgen noch im eigenen Büro, während
andere im Biergarten sitzen. Klar mache ich das alles freiwillig und habe Spaß
dabei.
Ich möchte damit nur sagen, dass hinter meine Kulisse auch niemand schauen
kann...
Wenn ich mal wieder heulend im Eck sitze und nicht weiß, wo mir der Kopf
steht…
Wenn ich mal wieder von meinem Leben enttäuscht wurde, weil mein Leben
ohne Kinder nicht meine Entscheidung war…
Aber was soll´s, mich hätte es
schlimmer treffen können.
Und die Erkenntnis, dass jeder, der mir auf der
Straße begegnet, seine eigene Geschichte mit sich rumträgt, tröstet. Was
übrigens aus der Frau mit dem tollen Leben geworden ist, weiß ich nicht.
Vielleicht ist sie ja inzwischen geschieden!
Euch ein
schönes Wochenende
Eure Hanni
PS: Es
schleicht sich bei mir Sarkasmus ein. Das ist das beste Zeichen, dass ich bald
wieder die Alte bin. Heute lagen der neue Stimulationsbogen und die neuen Rezepte
im Briefkasten. Ich glaube, mein Stamm-Apotheker rollt bald für mich den roten
Teppich aus.